Kapitalismus und die Bewahrung der Lebensgrundlagen (AG)

 „Ich will mein Geld so anlegen, dass ich eine gute Rendite bekomme!“

„Ich will mein Geld für mich arbeiten lassen!“

Diese beiden Wunschvorstellungen sind sehr tief in unserem Denken und in unserem System verankert. Aber sie sind bei näherem Hinsehen sehr problematisch:

Eine gute Rendite kann es nur für eine Minderheit geben: Wenn alle Menschen so viel Geld hätten, dass sie von der Rendite leben könnten und nicht mehr arbeiten würden, dann würde nichts mehr hergestellt werden, und die Preise für die lebensnotwendigen Güter würden so stark steigen, dass wieder nur die besonders Reichen davon leben könnten.

Geld kann nicht arbeiten, aber wer heute Geld anlegt, kann andere für sich arbeiten lassen, um zu mehr Geld zu kommen – oft zu Niedriglöhnen, oft unter Ausbeutung kostenloser Ressourcen und der Umwelt, oft in schwächeren Ländern, die sich gegen diese Ausbeutung nicht wehren können.

Der Schaden dieses Wirtschaftssystems ist zu hoch: Polarisierung der Gesellschaft in reich und arm, Spannungen, Konflikte, Profitstreben, Raubbau und Zerstörung unseres Planeten.

Beispiel Aktiengesellschaft: Die Aktionäre bestimmen den Kurs einer Firma und entscheiden über Person und Gehalt des Geschäftsführers. Das Ziel: Ein hoher Gewinn, der den Aktionären ausbezahlt wird. Damit die Firma dieses Ziel so richtig konsequent verfolgt, wird der Geschäftsführer richtig gut bezahlt. Er setzt alles daran, Kosten zu drücken und den Gewinn zu steigern. Das lohnt sich für ihn und für die Aktionäre. Für alle anderen – Mitarbeiter, Gesellschaft, Umwelt, Kunden – lohnt sich das fast nie.

Was tun? Die folgenden Maßnahmen stabilisieren unser Wirtschaftssystem und lenken es wieder in vernünftige Bahnen, damit die Wirtschaft wieder allen Menschen dient:

  1. Firmengewinne dürfen nicht in Steueroasen verschoben werden, die Schlupflöcher werden konsequent abgestellt und Verstöße konsequent und empfindlich bestraft.
  2. Die Geschäftstätigkeit von Firmen und Banken darf sich nicht zu wesentlichen Teilen auf Spekulationen erstrecken.
  3. Die Stimmrechte im Aufsichtsgremium (Aufsichtsrat, Gesellschafterversammlung, …) werden ab einer gewissen, noch zu definierenden Größe verteilt: 1/3 Eigentümer, 1/3 Mitarbeiter, 1/3 Öffentlichkeit. Dies ist eine Richtlinie, die für manche Branchen auch anders aussehen kann.
  4. Verhältnismäßigkeit bei der Bezahlung des Topmanagements und überhaupt aller Mitarbeiter, z.B. nicht mehr als das 25fache des jeweiligen Mindestlohns.
  5. Die Einkommenssteuer wächst progressiv bis zu einem hohen Spitzensteuersatz von z.B. 90% ab einem Jahreseinkommen von 10 Millionen. Sie umfasst auch alle Kapitaleinkünfte und ausgeschüttete Firmengewinne. 

Ist das umsetzbar? Natürlich haben solche Änderungen große Auswirkungen, und sie werden von den „Reichen“ heftig bekämpft werden. Aber wenn wir so weitermachen wie bisher, geht nicht nur unser Klima und unser Planet kaputt, sondern auch das Wohlergehen der großen Mehrheit. Wenn das der stimmberechtigten Mehrheit klar ist, wird vieles möglich:

Bewahrung der Erde, Frieden und ein gerechtes Auskommen für alle sind mehr wert als ein System, in dem eine Minderheit von der Rendite und der Arbeit der Mehrheit lebt.